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Russland überzieht Ukraine nach Trump-Putin-Telefonat mit bislang schwerster Angriffswelle
Russland überzieht Ukraine nach Trump-Putin-Telefonat mit bislang schwerster Angriffswelle / Foto: Handout - STATE EMERGENSY SERVICE OF UKRAINE/AFP

Russland überzieht Ukraine nach Trump-Putin-Telefonat mit bislang schwerster Angriffswelle

Unmittelbar nach einem Telefonat von US-Präsident Donald Trump mit Kreml-Chef Wladimir Putin hat Russland die Ukraine mit den schwersten nächtlichen Angriffen seit Kriegsbeginn im Februar 2022 überzogen. Dabei wurden nach Angaben des ukrainischen Staatschefs Wolodymyr Selenskyj am Freitag mindestens ein Mensch getötet und 26 weitere verletzt. Der Kreml erklärte, es gebe derzeit keine Aussicht auf eine diplomatische Beilegung des Konflikts. Trump telefonierte am Freitag erneut mit Selenskyj.

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Insgesamt griff die russische Armee in der Nacht zum Freitag nach Angaben aus Kiew mit 539 Drohnen und elf Raketen an. Der Ukraine gelang es nach eigenen Angaben, 478 Geschosse abzufangen. Besonders betroffen war die Hauptstadt Kiew, wo Reporter der Nachrichtenagentur AFP mehrere Explosionen hörten. Die Angriffe lösten dutzende Brände aus. Beschädigt wurde nach Angaben aus Warschau unter anderem eine Liegenschaft der polnischen Botschaft. Die russische Armee meldete ihrerseits erfolgreiche Angriffe auf einen Militärflugplatz und eine Erdölraffinerie.

"Die Nacht war schlaflos und brutal", erklärte Selenskyj. Bei dem landesweiten Beschuss sei die "größte Zahl" an Drohnen eingesetzt worden, "die der Feind jemals in einem einzelnen Angriff verwendet" hat, sagte Armeesprecher Juri Ignat.

"Die Angriffe, die wir da gesehen haben, waren in ihrer Willkür, ihrer Terrorhaftigkeit kaum zu überbieten", sagte in Berlin Regierungssprecher Stefan Kornelius. "Wer in Deutschland noch immer glaubt, Putin wolle Frieden, sollte sich diese Bilder gut anschauen", erklärte Außenminister Johann Wadephul (CDU) im Onlinedienst X. "Die Ukraine braucht unsere volle Unterstützung. Frieden kommt nur durch Stärke."

Auch der ukrainische Außenminister Andrij Sybiha wertete die neuerlichen Angriffe als klares Zeichen dafür, dass Moskau kein Interesse an Frieden habe. Es sei bezeichnend, dass die Angriffe direkt nach dem Telefonat zwischen Trump und Putin erfolgt seien. "Gleich nachdem Putin mit Präsident Trump gesprochen hat", schrieb Sybiha in Onlinemedien. "Putin zeigt deutlich seine völlige Missachtung der USA und aller, die ein Ende des Krieges fordern."

Die beiden Präsidenten hatten am Donnerstag ihr sechstes Telefonat seit Trumps Wiedereinzug ins Weiße Haus im Januar geführt. "Nein, ich habe überhaupt keine Fortschritte mit ihm erzielt", sagte Trump anschließend auf die Frage eines Reporters, ob er einer Einigung zur Beendigung der russischen Invasion in der Ukraine näher gekommen sei. Trump fügte hinzu, dass er "nicht glücklich" über den anhaltenden Krieg sei.

Putin bekräftigte seinerseits nach Angaben aus Moskau in dem Gespräch, dass Russland seine Ziele in der Ukraine nicht aufgeben werde. Zugleich zeigte sich Putin demnach offen für eine Fortsetzung der Verhandlungen mit der Ukraine.

Allerdings erklärte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow am Freitag, dass Moskau derzeit keine Chancen auf eine diplomatische Beilegung des Konflikts sehe. Ein Erfolg durch "politische und diplomatische Mittel" sei "wünschenswert", sagte Peskow. "Aber solange das nicht möglich ist, setzen wir unsere militärische Spezialoperation fort."

Am Freitag telefonierte Trump dann mit dem ukrainischen Präsidenten Selenskyj. Selenskyj erklärte im Anschluss in Online-Netzwerken, in dem Telefongespräch hätten beide vereinbart, zusammenzuarbeiten, "um den Schutz unseres Himmels zu verstärken". Trump selbst äußerte sich zunächst nicht.

Am Dienstag hatte das Weiße Haus einen Lieferstopp von bereits für die Ukraine zugesagten Waffen angekündigt, betroffen sind auch die für die Luftverteidigung der Ukraine wichtigen Patriot-Systeme.

Nach Trumps Amtsantritt im Januar waren die USA erheblich auf Distanz zur Ukraine gegangen und hatten sich hingegen Russland angenähert, unter anderem durch den Beginn direkter Gespräche zwischen Vertretern Moskaus und Washingtons. Trotz dieser Bemühungen ist es bei den Verhandlungen über eine Waffenruhe bisher jedoch zu keinem Durchbruch gekommen.

Beim letzten direkten Gespräch Anfang Juni in Istanbul zwischen der Ukraine und Russland war lediglich der weitere Austausch von Gefangenen vereinbart. Ein solcher fand am Freitag erneut statt. Das russische Verteidigungsministerium sprach von "Gruppen" von Soldaten, die beide Kriegsparteien freigelassen hätten.

J.Cini--JdM